
Chefs loben nicht, sie drücken höchstens ihre Anteilnahme und Mitgefühl aus, wenn der Mitarbeiter endgültig vom Stuhl fällt.
Chefs motivieren erst dann, wenn die Leistung der Mitarbeiter infolge von Burnout oder innerer Kündigung deutlich zu wünschen übrig lässt. Dagegen kritisieren Chefs lange bevor ein Fehler überhaupt passiert ist. In der Zwischenzeit schreiben sie sich die Erfolge zu und schieben die Verantwortung für die Misserfolge wahlweise auf das Unvermögen der Mitarbeiter oder auf die überraschenden Veränderungen der Rahmenbedingungen ab.
Chefs loben ausschließlich in Einzelgesprächen und dabei bevorzugt in Selbstgesprächen.
Chefs sind auch Menschen, aber es ist nicht ihre Aufgabe.
Manche Chefs sind enttäuscht, dass die Mitarbeiter ohne ihr Zutun tolle Ergebnisse erzielen. Darum erfinden sie Scheinprobleme, die niemand außer ihnen verstehen und entwirren kann. Dann treten sie als Alleinunterhalter auf und stilisieren sich zu Rettern in letzter Not.
Unsere Chefin zieht ihre Mitarbeiter so über den Tisch, dass diese die Reibungswärme als Nestwärme empfinden.
Heute kam ein sehr schönes Mädchen zu mir und zeigte auf den Stuhl auf meinem Tisch und fragte mit einem Lächeln, ob der leer sei. Ich war aufgeregt und sagte ja. Dann nahm sie den Stuhl und ging.
In der Kantine essen heute alle Mitarbeiter. / Inder kann Tine essen. Häute alle Mitarbeiter.
Chefs kritisieren öffentlich, um die Wirkung ihrer Worte zu verstärken, um Zeit zu sparen (Effizienz) und um ihre Nerven zu schonen: Lieber fahren sie nur einmal pauschal aus der Haut, als wegen jedes einzelnen Mitarbeiters zeitversetzt auszurasten.
Nein, ich sehe bestimmt noch nicht aus wie 60 - höchstens wie Ende 59!